Umgangssprachlich wird eine Harninkontinenz auch als Blasenschwäche bezeichnet. Die Harnblase selbst ist allerdings nicht die Ursache. Es sind 5 unterschiedliche Formen der Harninkontinenz bekannt.
Grundsätzlich resultieren alle Formen der Inkontinenz aus einer Störung des fein abgestimmten, komplizierten Zusammenspiels der Muskulatur des Beckenbodens, des Blasenschließmuskels und des Blasenmuskels.
Erkrankungen des Nervensystems, Verletzungen oder andere organische Fehlfunktionen kommen als Ursache infrage. Die Harnblase muss zu jederzeit zwei verschiedene Funktionen erfüllen, die Speicherung des Harns und die Entleerung zum gewünschten Zeitpunkt. Die Blasenmuskulatur ist während des Speichervorgangs entspannt. Der Blasenschließmuskel ist gleichzeitig und unwillkürlich angespannt,damit es nicht zu unkontrollierten Urinabgängen kommen kann.
Bei der physiologischen willkürlichen Blasenentleerung zieht sich die Blasenmuskulatur zusammen, während sich der Blasenschließmuskel dabei entspannt. Dann kann der Urin über die Harnröhre abfließen. Bei allen Formen der Harninkontinenz funktioniert dieser Mechanismus nicht mehr richtig oder gar nicht mehr. Der Verschlussmechanismus ist bei der Belastungsinkontinenz meist durch eine Schwäche der Beckenbodenmuskulatur bedingt.
Unfälle oder Operationen können im Beckenbereich zu Nervenreizungen oder irreversiblen Nervenverletzungen führen. Dadurch kann die Muskulatur des Beckenbodens nicht mehr richtig gesteuert werden. Beispielsweise ist das Risiko einer Belastungsinkontinenz bei Prostataoperationen recht hoch. Wird eine krebsbefallene Prostata komplett entfernt, so kann es zu einer Absenkung des Schließmuskels und damit zu einer Inkontinenz kommen.
Der Blasenvorfall ist eine Vorwölbung der Harnblase, diese Erkrankung kann auch angeboren sein, was eine adäquate Therapie erschwert. Frauen haben eine schwächer ausgeprägte Beckenbodenmuskulatur, deshalb tritt die Belastungsinkontinenz beim weiblichen Geschlecht häufiger auf. Darüber hinaus hat der weibliche Beckenboden 3 Öffnungen, Enddarm, Harnröhre und Scheide. Entbindungen und Schwangerschaften können den Beckenboden zusätzlich belasten und dann zur Inkontinenz führen. Neben einer Gebärmutterabsenkung als Ursache tritt die weibliche Belastungsinkontinenz häufig im letzten Schwangerschaftsdrittel auf.
Auch Frauen in den Wechseljahren entwickeln häufig eine Harninkontinenz, denn Hormonverschiebungen führen zu einer Schwächung des Bindegewebes. Die Beckenorgane sinken der Schwerkraft folgend immer weiter nach unten ab. Ständiges schweres Heben, Bewegungsmangel, Übergewicht, unbehandelter chronischer Husten und ein schlecht trainierter Beckenboden sind wichtige Risikofaktoren, die eine Inkontinenzerkrankung begünstigen können. Bei vielen Formen der Inkontinenz kann der Erkrankung durch Anpassung der Lebens- und Ernährungsweise wirksam vorgebeugt werden.
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